So heute nun wie versprochen mein Bericht zu meinem persönlichen, sportlichen Jahreshighlight dem Eiger Ultra Trail E51 2018.
Vorab will gesagt sein, dass ich all die Emotionen und Körperempfindungen während meines Laufes kaum beschreiben, geschweige denn in Worte fassen und dies oberndrein noch niederschreiben kann, daher bediene ich mich lieber weniger Worte und lasse Bilder sprechen….
Der Eiger Ultra Trail in Grindelwald in der Schweiz ging 2018 in die 6. Auflage und gehört somit wohl fast noch zu den Newcomern. Er ist aber bereits weltbekannt und ein Muss für Trail Runner, seit 2015 ist er Teil der Ultra-World-Tour und bringt somit ca. 40 Nationen an den Start. Für mich ging es dieses Jahr in die 2. Auflage, während ich letztes Jahr noch den E35 lief, wollte ich mich für dieses Jahr mit dem E51 herausfordern.
Grindelwald ist eine 4000 Seelen-Gemeinde im Kanton Bern am Fuße der Eiger-Nordwand und bei Skifahrern sowie Wanderer auf der ganzen Welt bekannt und sorgt einmal im Jahr mit dem Eiger Ultra Trail für Aufsehen.
Mein Trainingsauftakt begann bereits im Januar mit insgesamt 1.500km, 220h und fast 30.000 Höhenmetern, zwischendurch lief ich zur Rennvorbereitung den Billsteinmarathon und den Hochkönigman, allein die zwei Rennen waren schon wirkliche Highlights.
Am Vortag erhielt ich meine Startunterlagen und bekam alle nötigen Sicherheitseinweisungen. Durch meinen vorrangegangen Urlaub, in dem ich viel Zeit mit meiner Familie verbrachte und der Hektik des Alltags entfliehen konnte, sowie der super Unterstützung meines Trainers Thomas Bosnjak. (hier nochmal lieben Dank dafür) war ich bestens gerüstet und die Ruhe in Person. Alle Vorbereitungen waren also getroffen…
Um 7:30 Uhr bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, sowie einer heißen Wettervorhersage ging es für mich im zweiten Startblock an den Start.
Einige andere Läufe starten mit einer flachen Einlaufphase, jedoch nicht der Eiger Ultra Trail, hier geht es sofort zur Sache. Die ersten Kilometer führten auf breiten Teerstraßen, Naturwegen, Baumwurzeltrails und Bergwiesen mit Blick auf das Wetterhorn überwiegend steil nach oben. Am ersten Verpflegungsstützpunkt, an der Grossen Scheidegg, habe ich die ersten 7km und ca. 1000 Höhenmeter in einer Zeit von 1:37 geschafft.
Das nächste Ziel verläuft über relativ breite Auf- und Ab Wanderwege mit einer großartigen Aussicht nach vorn auf Grindelwald, die Eiger Nordwand und den Bergen Mönch und Jungfrau, hier komme ich nach einer Zeit von 2:31h und 14km am Stützpunkt First an.
Zum Oberläger Bussalp, der nächsten Station, sind es 7 km, die zu einer Hälfte aus einem relativ leicht zu laufendem Anstieg und zur anderen Hälfte aus einem steilen Abstieg mit hohen Steintreppen und felsigem Terrain bestanden. Ich befinde mich nun durchgehend auf Höhen bis zu 2000m, die Aussichten werden immer eindrucksvoller, der Eiger liegt inzwischen direkt gegenüber. Bis hier war ich nun schon 3:34 und 21km unterwegs.
Jetzt ging es von 2000m steil auf 2600m zum höchsten Stützpunkt dem Faulhorn hinauf, hier erwarteten mich schmale Trails und ein harter, anstrengender Aufstieg, die Luft wurde immer dünner. Jedoch wurde ich mit einem der schönsten Aussblicke dieser Welt belohnt, die Kulisse mit dem Blick auf die Berner Alpen, Interlaken, sowie auf den Thunersee und Brienzersee ist dermaßen einzigartig, atemberaubend und ohne Worte. Nach 24km, 4:54h und fast Halbzeit habe ich das nächste Etappenziel vor Augen. Zur Schynige Platte geht es 500 Höhenmeter bergab und das auf überwiegend felsigem, teilweise schneebedecktem Untergrund, was meine Oberschenkel zum Brennen brachte. Aber auch diese Strecke hatte ich gut mit einer Gesamtzeit von 7:05h bewältigt. 35km waren geschafft und das Ende war in Sicht.
Der sehr steile 9km lange Abstieg nach Burglauenen, der letzten Station, wurde technisch immer anspruchsvoller. Vermeintlich glaubt man, ein Abstieg wäre leichter zu bewältigen als ein Aufstieg, jedoch nicht in diesem Abschnitt. Auf dem bewaldeten Untergrund mit Baumwurzeln und abschüssigen Gebieten, welche kaum laufbar waren, machten sich meine Oberschenkel immer deutlicher bemerkbar. Zum Glück gab es zwischendurch schnellere Passagen, wo ich Gas geben konnte und der ein oder andere Aufstieg war mir sehr willkommen, um meine Oberschenkel zu erholen.
Irgendwann wurde das Gelände wieder offener und steuerte über Wiesen- und Wirtschaftswege und ich erreichte nach 8:15h und 44km den letzten Stützpunkt. Hier wartete meine Familie, um mich lauthals zu unterstützen. Die letzten 6km hatten es noch einmal in sich und waren heftig. Doch motiviert von der Unterstützung meiner Familie war ich gewappnet für den Endspurt und konnte ein letztes Mal Gas geben. Auf der letzen, oberfiesen, auf 250 Höhenmeter ansteigenden Etappe und einer zwischenzeitlichen Herzfrequenz bis zu 184, kam ich nach 9:15h, langen 51km und +/- 3.100 Höhenmetern mit meiner Tochter Lina (die am Tag zuvor bereits den Kids Race erfolgreich absolvierte) an der Hand ins Ziel. Ich belegte Platz 83 (von 200) in meinem Jahrgang, was ich noch immer nicht so ganz fassen kann und worauf ich unglaublich stolz bin. Was für ein Rennen!
Der Eiger Ultra Trail ist eine außergewöhnliche Erfahrung und ein außergewöhnliches Rennen für Trail Runner, die es lieben an und sogar bis über Ihre Grenzen hinaus zugehen.
Weiter geht’s auf neue Abenteuer…